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Optische Beurteilung von Pflasterdecken



Allgemeines

Gestalterische Ansprüche an Betonpflastersteine können im Vorfeld durch Bemusterung festgelegt werden. Werden solche Vergleichsmuster vereinbart, sollten sie aus einer genügend großen Anzahl von Pflastersteinen bestehen, um das Aussehen der endgültigen Fläche in Bezug auf Farbe, Textur und Oberflächenbeschaffenheit sowie deren unvermeidliche Schwankungsbreite hinreichend beurteilen zu können.

 

Verband, Fugenbreite, Fugenverlauf

Der Verband muss in den dafür vorgesehenen Flächen – dies können auch Teilflächen sein – grundsätzlich gleichmäßig ausgeführt werden.

Das Aufheben der gleichmäßigen Anordnung der Pflastersteine kann in Anschlussbereichen, Kurven, Rundungen oder Abwinkelungen erforderlich sein.

Einzelne geringe Unter- oder Überschreitungen der geforderten Fugenbreite (Sollfugenbreite einschließlich zulässiger Abweichung) sind unbedenklich, wenn Stabilität und Nutzungssicherheit der Pflasterdecke dauerhaft nicht gefährdet sind.

Der Fugenverlauf ist anhand des vereinbarten Verbandes zu beurteilen. Abweichungen im Fugenverlauf fallen bei durchgehenden Fugen, zum Beispiel in Längsrichtung eines Läuferverbandes, erheblich mehr auf als bei einem Verband mit regelmäßig unterbrochenen Fugen, zum Beispiel einem Ellenbogen- oder Fischgrätverband.

Sofern eine zulässige Abweichung vom Verlauf der Fugenachse oder der Fugenflucht nicht vereinbart worden ist, kann eine Abweichung in einer Größenordnung von ± 5 mm – bezogen auf eine 4 m lange Messstrecke – als technisch und optisch unkritisch angesehen werden.

 

Kantenabplatzungen

Kantenabplatzungen können planungs-, ausführungs-, nutzungs- und/oder materialbedingte Ursachen haben. Scharfkantige Pflastersteine haben unabhängig von ihren Festigkeitseigenschaften eine höhere Kantenempfindlichkeit als solche mit gefasten oder ähnlich ausgebildeten Kanten.

Kantenabplatzungen oder -ausbrüche, die ein horizontales und vertikales Maß von 2 mm nicht überschreiten (Ausfransen der Kanten), sind aufgrund von mechanischen Einwirkungen beim Transport, Abladen, Einbau und durch Nutzung während der Bauphase im Allgemeinen nicht zu vermeiden.

 

Unregelmäßigkeiten des äußeren Erscheinungsbildes

Unregelmäßigkeiten des äußeren Erscheinungsbildes sind für Pflastersteine aus Beton rohstoff- und fertigungsbedingt nicht vermeidbar und für die Technologie dieser Erzeugnisse charakteristisch.

Anforderungen an eine zum Beispiel besonders glatte und gleichzeitig farbgleiche Sichtfläche sind konkurrierend und im Allgemeinen nicht gleichzeitig erfüllbar. Je rauer und strukturierter die Sichtfläche des Pflastersteins aus Beton ist, umso weniger fallen Farbschwankungen, Wolkenbildungen, Marmorierungen sowie auch Ausblühungen und Haarrisse optisch auf.
Im Allgemeinen nicht zielsicher erfüllbare Anforderungen an Pflastersteine aus Beton sind:

  • gleichmäßiger Farbton der Sichtflächen über die gesamte Pflasterdecke oder auch über Teilflächen
  • gleichmäßige Textur der Sichtflächen über die gesamte Pflasterdecke oder auch über Teilflächen
  • porenfreie Sichtflächen 
  • gleichmäßige Porenstruktur, das heißt gleichmäßige Größe und Verteilung von Poren
  • Sichtflächen ohne Haar- oder Netzrisse.

Festlegungen über das äußere Erscheinungsbild der Pflastersteine innerhalb einer gewissen Schwankungsbreite sollten im Vorfeld mit Hilfe von Muster- bzw. Referenzflächen getroffen werden.

 

Ausblühungen, Verfärbungen

Unter Ausblühungen wird eine zumeist weißliche Ablagerung auf der Sichtfläche oder anderen Oberflächen von Betonprodukten verstanden, die unterschiedlich intensiv oder fleckenförmig sein kann. Verunreinigungen, die zum Beispiel durch Lagerung von Baumaterialien oder Bauabfällen, aber auch infolge der Verfugung mit einem ungeeigneten Fugenmaterial oder Fugenschlussmaterial entstehen, können ein ähnliches Erscheinungsbild aufweisen, sind jedoch technologisch betrachtet keine Ausblühungen.

Ausblühungen können bei den Pflastersteinen aus Beton selbst auftreten oder – bei gebundenen Pflasterdecken – zum Beispiel aus einer Verfugung mit hydraulisch gebundenem Fugenmaterial herrühren. Ausblühungen sind technisch unbedenklich und beeinträchtigen nicht die mechanischen Eigenschaften der Pflastersteine sowie der daraus hergestellten Pflasterdecke.

Ausblühungen können auch infolge fehlerhafter Planung oder Ausführung auftreten, wenn zum Beispiel die Unterlage unter der Pflasterdecke nicht ausreichend wasserdurchlässig ist und dadurch die Pflastersteine ständig oder über einen längeren Zeitraum einer durchfeuchteten Bettung ausgesetzt sind.


Quelle:
"Technisches Handbuch. Dauerhafte Verkehrsflächen mit Betonpflastersteinen - Planung, Ausführung, Erhaltung"
Herausgeber: Betonverband Straße, Landschaft, Garten e. V. (SLG)
Autoren: Prof. Dr.-Ing. Martin Köhler, Dipl.-Ing. Dietmar Ulonska, Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Frohmut Wellner
5., fachlich und redaktionell überarbeitete Auflage, Oktober 2022