Außenanlage Skulpturenhalle in Neuss
Skulpturale Architektur mit einem Dach, das die Anmutung eines Flügels hat, suchte den passenden Bodenbelag. Dieser sollte die geschwungenen Formen aufgreifen und keine Richtung vorgeben. Bauherr und Architekt sind schließlich fündig geworden: Sie landeten beim Betonsteinpflaster ARENA.
Wenn Architektur nicht an der Gebäudekante endet, sondern die Gestaltung sich auf den Freiraum erstreckt,ist ihre Strahlkraft weitaus größer. Eine gelungene Symbiose von Gebäude und Außenraum zeigt die Skulpturenhalle Neuss der Thomas Schütte Stiftung. Der ovale Grundriss findet sich in der Großform der Außenanlage wieder – mithilfe des ungerichteten Pflastersteinsystems ARENA.
Ein Plateau für die Kunst
Schon von weitem ragt der skulpturale Bau des neuen Museums über die weite Ebene der Felder am Niederrhein. Ein ovaler Baukörper, akzentuiert durch sein nach oben auskragendes geschwungenes Dach. Der Entwurf stammt vom Bauherrn und Künstler Thomas Schütte selbst, als erstes Modell dienten eine Streichholzschachtel und ein Kartoffelchip, so die Legende. In engem Dialog mit dem Künstler entwickelten RKW Architekten aus Düsseldorf schließlich die gebaute Form. Das filigrane Dach hängt frei, ist ausgebildet wie ein Speichenrad und ragt weit über die Außenwand heraus. „Schütte wollte, dass es die Anmutung eines Flügels hat", sagt Heinrich Heinemann, Architekt bei RKW. Geometrisch ergibt sich die Durchhängung aus der Wölbung einer Kugel.
Nähert man sich der Skulpturenhalle, betritt man als erstes den großen Vorplatz, eine gepflasterte Ebene mit geschwungener Außenkante. Als erstes Detail fällt die Form des Pflastersteinsystems ARENA auf – unterschiedlich abgerundet erinnert es an gespaltene Wacken- oder Lesesteine. Eine lebhafte Fläche, trotz der Größe von 650 Quadratmetern und dem einheitlich hellen Grau. Die Größe des Vorplatzes definierte sich über die Wendeschleife eines LKWs, denn mittig in der Fläche eingelassen ist ein rechteckiger Lastenaufzug von 3,5 × 12 Quadratmetern, der zum Kunstdepot im Untergeschoss führt. In dem rund 800 Quadratmeter großen Kellerraum lagern Schüttes Werke. Wenn Architektur nicht an der Gebäudekante endet, sondern die Gestaltung sich auf den Freiraum erstreckt, ist ihre Strahlkraft weitaus größer. Eine gelungene Symbiose von Gebäude und Außenraum zeigt die Skulpturenhalle Neuss der Thomas Schütte Stiftung. Der ovale Grundriss findet sich in der Großform der Außenanlage wieder – mithilfe des ungerichteten Pflastersteinsystems ARENA. Das Pflaster belegt nicht nur den großen kreisförmigen Vorplatz, es nimmt auch den Schwung des gebauten Ovals der Skulpturenhalle im Außenraum auf. Zu den Feldern hin steht der Umlauf als leicht erhöhtes Plateau hervor. Entscheidend für die Materialwahl war der Umlauf der Ellipse, so Heinemann: „Wir suchten ein kleinteiliges Material, das keine Richtung vorgibt." Auf der Suche nach einem gestalterisch und funktional geeigneten Belag landeten die Architekten schließlich bei dem Betonsteinpflaster ARENA. Naturstein erschien zu rustikal und der für die Fassade des Nebengebäudes verwendete Ringofenklinker eignete sich nicht für die geschwungene Form. „ARENA ist der einzige richtungslose Stein – noch richtungsloser als ein klassischer Pflasterstein", begründet Heinemann die Wahl. Eine wassergebundene Decke kam ebenfalls nicht in Frage. Es brauchte einen harten, schmutzabweisenden Belag vor dem Eingang. Eine geschlossene Betondecke hin gegen, hätte Regenwasser nicht ver sickert. „Wir brauchten ein wasser durchlässiges Material, das zugleich belastbar ist für schwere Fahrzeuge." Zur Auswahl kam, nach all den Vorgaben, nur ein einziger Belag infrage – das ARENA Pflaster. Die organische Form der Steine gestatte es optimal, frei zu gestalten, so der Architekt. „Anfangs war angedacht, einen Teil der Fugen mit Rasen zu begrünen", führt der Planer aus. Der Vorplatz hätte sich dann aber nicht mehr so klar von der Umgebung abgehoben, und im Fahr- und Wendebereich wäre eventuell das Rasenwachstum gehemmt.
Zu den angrenzenden Wiesen und Felder begrenzen ARENA Palisaden den Belagsrand. Ihre Höhe von 35 cm ermöglicht, dass sich die Kante des Umlaufs nach Süden hin leicht abhebt. Nach Norden erhebt sich eine Erdaufschüttung – ein ansteigender Rasenwall, der das Nebengebäude überdeckt. Diese Erdmodellierung war ein wichtiges Entwurfsthema für RKW Architekten. Als einzige Nivellierung in der ausgeräumten Landschaft verdeckt sie zunächst einen Teil des Gebäudes und bietet beim Nähern ein Aha-Erlebnis. Vorher war hier nur ebenes Ackerland. „Insgesamt sollen sich die Außenanlagen eingliedern in das Gesamtbild der Raketenstation Hombroich", sagt Heinemann. Die neue Skulpturenhalle ergänzt den Kulturraum Hombroich um ein weiteres Museum und vermittelt räumlich zwischen der Raketenstation und den Einzelbauten des Kirkeby-Feldes. Als „gebautes Readymade" oder als „Skulptur für Skulpturen" huldigen Pressestimmen den neuen Museumsbau der Thomas Schütte Stiftung. Der zurückhaltend gestaltete Außenraum unterstützt den Solitärbau und besticht durch seine Materialwahl – dies stärkt den Ort und ermöglicht ein Ankommen bereits vor der Tür. Heinemann bestätigt: „Die Resonanz auf die Außenanlagen war sehr positiv. Vielfach wurde gelobt, wie gut das ARENA Pflaster passt."
OBJEKT
Außenanlagen der Skulpturenhalle, 41472 Neuss
Bauherr
Thomas Schütte Stiftung
Planung
RKW Rhode Kellermann Wawrowsky GmbH + Co.,
40474 Düsseldorf
Planungszeit
2011 bis 2014
Bauzeit
2014 bis 2016
Produkte
ARENA Pflaster
Ausführung
Michael & Norbert Gilges, Garten- und Landschaftsbau GmbH,
41564 Kaarst
Produkthersteller
braun-steine GmbH, Amstetten
Fertigstellung
2016
Fotos
Nic Tenwiggenhorn, © VG Bild-Kunst, Bonn 2016